Mittwoch, 27. April 2016

Lojos Oma und Enkelin Geschichten - Vorsuppe

Meine Enkelin und ich haben nach dem Aufstehen sofort angefangen , Mensch ärgere dich nicht zu spielen und da wir ja sowieso nicht zu den Frühaufstehern gehören , war es plötzlich schon weit nach Mittag ,als wir bemerkten , daß wir ganz schön Hunger bekommen hatten.
Nun aber fix in die Küche und wir entschieden , ehe wir verhungern würden, uns eine schnelle Tütensuppe zu kochen . Wir mußten nur 10 Minuten warten und schon waren unsere Teller randvoll.
Während wir die Suppe genüßlich löffelten , erzählte ich meiner Enkelin meine Kindheitsgeschichte mit meiner Oma und der Suppe. Zum Glück wußte ich ja , daß meine Enkelin gern Suppe ißt , ganz im Gegensatz zu mir , als ich in ihrem Alter war.
Nun war es früher so , daß sehr viel Wert auf das Sonntagsessen gelegt wurde . ( Sicher wissen es die Omas noch ). Das Geld war knapp und das Sonntagsessen war dann der Höhepunkt der Woche . Meine Mama gab sich immer sehr viel Mühe und wir versammelten uns an dem schön gedeckten Tisch . Mein Bruder ist nur 17 Monate jünger als ich und im Gegensatz zu mir aß er einfach alles. " Oma , was mochtest du denn nicht ", fragte meine Enkelin . Gute Frage ."Weißt du ,ich konnte einfach die selbstgekochte Vorsuppe, die sicher sehr viel besser als die Tütensuppe schmeckte ,nicht essen .Ich weiß einfach nicht, warum , aber es war so."
Meine Mutter füllte stolz die Teller.Mit Begeisterung aßen mein Bruder , mein Vater und meine Mutter die Suppe und ich hatte sie noch nicht mal angerührt und sie wurde kalt.
Mein Vater war eigentlich gar nicht so streng , aber wenn es ums Essen ging .... da verstand er keinen Spaß . Ich spielte Bauchschmerzen vor , den nächsten Sonntag war mir schlecht , den anderen Sonntag hatte ich keinen Hunger und so ließ ich mir immer neue Ausreden einfallen und freute mich so gar nicht auf die Sonntage.
Natürlich wurde es wieder Sonntag und ich sehe ja ein , daß ich mit meiner Suppenverweigerung nicht gerade für eine gute Stimmung sorgte und schon vor dem Essen herrschte eine angespannte Atmosphäre.Ich suchte wieder nach Ausreden ,da platzte meinem Vater der Kragen . Er bestand darauf , daß ich die Suppe essen muß und weil er mein Gesicht , welches meinen Unmut sehr deutlich ausdrückte , nicht am Tisch sehen wollte , mußte ich mich allein in die Ecke an den kleinen Tisch setzen und sollte solange da sitzen bleiben , bis mein Teller leer sein würde.
Nun saß ich da in meiner Not und ich schaffte es einfach nicht , die Suppe zu essen. Mittlerweile aßen sie schon die Nachspeise und darauf war ich sehr neidisch , denn es gab Wackelpudding,den ich so gerne mag .Ich war so traurig und wütend und hungrig zugleich und ehe meine Familie begriff, was los war ,stand ich auf, raste zur Tür und rannte einfach los . Nur weg von der Suppe, aber wohin so schnell ??Da fiel mir meine Oma ein. Sie wohnte am anderen Ende des Dorfes und sie war meine Rettung. So schnell ich konnte ,rannte ich zu ihr und zum Glück öffnete sie sehr schnell die Tür . Außer Atem erzählte ich ihr , was los war und sie begriff sehr schnell aber wir ahnten auch , daß mein Vater mich bestimmt suchen würde und meine Oma hatte die tolle Idee , daß ich mich verstecken soll.
Blitzschnell fand sie ein Versteck für mich in ihrer kleinen Wohnung und ich war ihr so dankbar.
Leider dauerte es nicht lange und schon hörte ich die Stimme meines Vaters und die klang alles andere als freundlich , obwohl er auch völlig aus der Puste war. Er fragte nach mir und meine Oma tat ganz unschuldig und erstaunt und meinte , daß sie nicht wüßte, wo ich sei . Ja , sie war wohl doch nicht sehr überzeugend und etwas überfordert, denn mein Vater ließ sich nicht hinters Licht führen und fing an zu suchen und fand mich natürlich sehr schnell im Kleiderschrank .
Den Rest kann man sich denken . Er zerrte mich heulendes Etwas nach Hause und ich bekam 2 Wochen Stubenarrest .
"Nun rate aber mal" ,sagte ich zu meiner Enkelin ," was dann doch das Beste war ?" Sie mußte nicht lange überlegen und gab die richtige Antwort :" Du mußtest nie mehr Vorsuppe essen" und da hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen . In der Tat mußte ich ab da keine Vorsuppe mehr essen .
Meine Oma und ich vergaßen diesen Sonntag nie .Ich muß zugeben , daß sie mir so leid getan hat , weil ich sie in diese Lage gebracht hatte.Sie tröstete mich und sagte , ich hätte ihr auch so leid getan und daß sie es bedauerte, in der Eile kein besseres Versteck gefunden zu haben . Ja , typisch Oma...
Meine Enkelin war nach meiner Geschichte froh , weil sie weiß ,daß sie nicht essen muß , was sie nicht mag . " Oma , aber du magst ja jetzt Suppe" , stellte sie fest und ich nickte und wir sahen auf unsere leeren Teller und es war eine richtig leckere Suppe gewesen.(Auch für mich).

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